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Sonntag, 30. Oktober 2016

Es steht eine (Wind)Mühle im Schwarzwälder Tal


Als ich noch Kind war, kannte ich bunte Windmühlen aus Holland nur von Bildern - und die "Schwarze Mühle" aus dem Buch "Krabat" von Otfried Preußler. Die aus Holland machten Appetit auf Käse und die aus "Krabat" machten Angst.

Zur heutigen Zeit wird bei uns in den Schwarzwaldtälern und auf den Höhen heftig über den Ausbau der Windkraft diskutiert. Vor allem die Dimension der neuesten Windräder mit über 220 Meter Höhe sorgt bei vielen Menschen für Grummeln im Bauch.
Nun haben wir Zwei von der "Bürgerliste" uns letzten Montag auf den Weg zum "Kambacher Eck", zwischen Welschensteinach und Schuttertal, gemacht. Dort oben wurden vier der zur Zeit größten Windenergieanlagen gebaut und wenn wir aus unserem Harmersbachtal Richtung Zell hinaus fahren, können wir sie wunderbar auf den Höhen des Schuttertales sehen.



Durch Welschensteinach hinauf zur "Kambacher Hütte" ist es nicht weit und bald fährt man auf das erste der vier Windräder zu...



...und irgendwie habe ich ein seltsames Gefühl, beim Anblick dieser "Windmühle" - als würde ich eine andere Dimension betreten.




Und es sind gewaltig beeindruckende Dimensionen, die wir betreten! Schon die Flächen, die für die Windräder planiert und befestigt wurden haben die Größe eines Fußballfeldes - oder gar noch mehr?





Man verliert leicht das Verhältnis zu Größe und Höhe und Weite......und Breite! 



Auf dem obigen Foto ist das Verhältnis Mensch Baum und Windrad sehr gut zu erkennen!




Wir sind keine Experten und ganz bestimmt auch keine Gegner der Windenergie, doch fragen wir uns beim Anblick dieser Tafel, ob diese Art der Stromerzeugung die dazu gehörige Störung des Waldes, der Natur, der gewachsenen Kulturlandschaft, rechtfertigt.





Hier im Schwarzwald gibt es im Sommer oft Gewitter und Schlagwetter und die Täler haben in den letzten Jahren immer größere Probleme, die ins Tal stürzende Regenmassen aufzuhalten bzw. einzudämmen. Mit schuldig ist die zunehmende Bodenverdichtung, auch in den Wäldern, in denen immer mehr befestigte Waldwege für guten Abtransport des Holzes sorgen müssen.





Für die neuen Windräder werden mehr Wege benötigt! Große und breite und gut befestigte Straßen! Für den Bau eines dieser größten WEAs fahren laut "Enercon" 140 Betonlastwagen. Da sind die LKWs, die das Baumaterial und die Arbeiter an Ort und Stelle transportieren, noch nicht dabei! Manche dieser Autobahnen im Wald werden nach der Fertigstellung des Windparks wieder zurück gebaut...





...doch ist es immer ein Eingriff in die Natur. Wie lange dauert es, bis sie sich davon erholt hat? Hat sie sich vielleicht gerade erholt, wenn die Windräder auf Grund ihres Alters, wieder abgebaut werden und man die Wege doch wieder dazu benötigt?





Wir wollten uns alle 4 Räder anschauen, doch an das Vierte sind wir wegen Waldarbeiten nicht ran gekommen. Als wir umkehren, stehen wir relativ genau zwischen dem 3. und 4. Windkraftrad. 
Unser Schwarzwald ist ein Genuss für die Sinne durch seine Luft und die dort zu findende Ruhe. Ruhe? Was mir an dieser Stelle stehend auffällt, während wir uns umschauen und unseren Gedanken nach gehen: hier ist es keine einzige Sekunde ruhig! Ich muss sofort an den Landwirt in Schapbach denken, dessen Hof nur 350 Meter von solch einer Anlage entfernt ist und von der Geräuschkulisse stark belastet wird...




...und ich höre nicht nur das ununterbrochene Rauschen der Rotoren, zusätzlich kommt aus der Tiefe ein dunkles beständiges Brummen dazu. Ich empfinde dies als sehr unangenehm und weiß, dass ich mir keine Wanderroute aussuchen werde, an denen ich eventuell einen Windpark passieren muss! Wird es dem zukünftigen Schwarzwaldwanderer genau so ergehen?




Auf dem Rückweg haben wir einen herrlichen Blick auf den Brandenkopf. Rechts der Fernsehturm mit seinen 113,7 Meter Höhe. Beim Aussicht genießen, stellen Roland und ich uns vor, wie unser Hausberg ausschauen würde, wenn direkt neben diesem Sendeturm ein Windrad mit 229,5 Meter Höhe stehen würde.





Gerade um diese Jahreszeit zeigt der Wald sich uns in seiner ganzen Schönheit! Ich muss immer wieder anhalten um zu fotografieren und ertappe mich dabei, wie ich mir vorstelle, auf den vor uns liegenden Bergrücken stehen in Reih und Glied ein Riesen-Windrad nach dem anderen. Da kommt uns beiden die gleiche Frage in den Sinn: Kommt der Schwarzwald auf Grund verfehlter Energiepolitik unter die Räder?




Auf unserer Heimfahrt durchs Tal von Welschensteinach halten wir noch mal an. Eine Aussicht hat es uns angetan und als Roland diesen Anblick in sich aufnimmt, meint er: "Ob die Maria mit ihren Schmerzen schon damals wusste, was einmal auf sie zukommt?" 



Ich genieße meinen Schwarzwald so gerne. Gerade wegen seiner Ruhe bringt er mir und den Einheimischen und den vielen Touristen die nötige Erholung. Werde ich das in der Zukunft auf unseren Höhen noch finden? Muss man, um auf die Atomkraft verzichten zu können, eine alte gewachsene Kulturlandschaft zerstören?
Ein Jäger am Stammtisch letzte Woche erzählte mir, dass er, wenn er Nachts oben bei der Freyersberger Hütte ansitzt, 28 rot leuchtende Windrad-Lämpchen ringsum zählt. Und das ist erst der Anfang!
Diese willkürliche rundum Verspargelung hat kein Konzept. Es gibt keinen Gesamt-Plan! Die Energiekonzerne machen, die Kommunen machen, der Kreis macht und das Land macht, einfach so drauf los!
Widerspricht diese Enegeriepolitik nicht den Zielen des Naturpark Schwarzwald "Schutz der Natur und Erhalt unserer schönen Schwarzwaldlandschaft"?
Was hat dieser massive Ausbau der Windparks für einen Nutzen, wenn in unserer Region, in "BimSch-Anträgen" von Energiekonzernen, eine Windhöfigkeit von "zum Teil bis zu 6 m/s" erwartet werden kann? Sollte es vielleicht nicht eher heißen, dass mehr als 6 m/s erwartet werden muss?

Was ist mit der alten Schwarzwälder Energiegewinnung durch Wasserkraft, die doch so zum Schwarzwald passen würde?

Ich weiß es nicht! Ich bin keine Expertin! Ich mache mir nur Sorgen!



Es steht eine Mühle
im Schwarzwälder Tal,
die klappert so herrlich, so schön.
Und wo ich geh und steh
im Tal und auf der Höh,
Da liegt mir die Mühle,
die Mühle im Sinn,
die Mühle im Schwarzwälder Tal.

Und in dieser Mühle
im Schwarzwälder Tal,
da wohnet ein Mädel so schön.
und wo ich geh und steh
im Tal und auf der Höh,
da liegt mir das Mädel,
das Mädel im Sinn,
das Mädel vom Schwarzwälder Tal.

Wir reichten zum Abschied
noch einmal die Hand
und wünschten einander viel Glück.
Und wo ich geh und steh
im Tal und auf der Höh,
Da liegt mir der Abschied,
der Abschied im Sinn,
der Abschied vom Schwarzwälder Tal

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