Wirtin Sonja schreibt Geschichten aus ihrem Leben, über ihre Arbeit im Gasthaus Jägerstüble in Oberharmersbach im Schwarzwald und über ihre Ansichten.
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Donnerstag, 30. Juni 2011
Vespertaler
Ich habe vor ein paar Tagen einen Tweet von @rhoenschaf (ein engagierter, twitternder Hotelier im Naturpark Rhoen) gelesen: "Das Leben als Hotelier ist kein Zuckerschlecken - und Rabatt eine Stadt in Marokko..."
Dieser Spruch geht mir seit den Pfingstferien nicht mehr aus dem Kopf. In Oberharmersbach erhalten alle Familien mit Kinder, die hier ihren Urlaub verbringen, einen "Vespertaler" im Wert von 5,00 Euro. Einlösen können sie den in allen gastronomischen Betrieben von Oberharmersbach und zahlen damit 5,00 Euro weniger von ihrer Rechnung. 2,50 Euro davon muss der Gastronom beisteuern, 2,50 Euro bekommt der Wirt von der Gemeinde am Ende des Jahres, nach Abgabe der gesammelten "Vespertaler", zurück.
Letzte Woche waren nun zur besten Mittagszeit drei Paare mit je drei kleinen Kindern bei uns zum Mittagessen. Jede Familie hatte einen Verzehrdurchschnitt von 25,00 Euro!!! und beim bezahlen einen "Vespertaler" eingelöst. Das sind 20 % Rabatt pro Familie! 20 Prozent, das muss man erst mal verdauen. Das heißt, von uns hat jede Familie 10 Prozent erhalten und von der Gemeinde (das sind ja auch wir) nochmal 10 Prozent, und danach ging es zurück in die Ferienwohnung auf dem Bauernhof, die wahrscheinlich auch subventioniert wurde und der Gastwirt hat einen Haufen Abfall auf dem Tisch, versaute Tische und Bänke und Spielsachen aus der Spielecke auf zu räumen.
Nicht falsch verstehen: wir lieben Kinder! Und es gibt, wie überall, Solche und Solche. Und vor dieser "Vespertaler"-Aktion hat jedes Kind von uns ein Eis am Stil geschenkt bekommen. Aber mit dieser Rabatt-Tour zieht man hier nur noch mehr Billig-Touristen an. Und von denen haben wir wahrlich genug durch den Werbe-Busfahrten-Tourismus der großen Häuser im Tal.
Was ist mit den Paaren die ohne Kinder sind? Die hier einkehren, gut essen und trinken und auch außerhalb der Saison unser Dorf genießen!?
Uns ärgert das auf jeden Fall maßlos und wir überlegen, ob wir aus diesem "Vespertaler"-Vertrag aussteigen, denn wie das Rhoenschaf schon sagte: "Rabat(t) ist eine Stadt in Marokko.." und hat in einem gut geführten Hotelbetreib nichts verloren.
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Dienstag, 14. Juni 2011
Gedanken zum Fremdenverkehrsdefizit von Oberharmesbach
Im Verkündblatt Nr. 23 vom Freitag, den 10.Juni 2011 schreibt das Bürgermeisteramt in der Rubrik „Aus dem Rathaus – Gemeinderat“ unter Punkt 2)a), dass das gewaltige Defizit im Fremdenverkehr zum Teil an der starken Inflation liegt und „für 2012 muss erneut mit einer sehr starken Inflationsrate (2%) gerechnet werden.“ Laut Statistischem Bundesamt ist diese Inflationsrate von durchschnittlich 2% in Deutschland seit 1995 aber so niedrig wie seit den 50er Jahren nicht mehr. Für jeden nach zu lesen im Internet z.B. unter Wikipedia – Inflation, oder auf der Internetseite des Statistischen Budesamtes!
Das Defizit des Fremdenverkehrs von Oberharmersbach beträgt laut Bürgermeisteramt in 13 Jahren 1,4 Millionen Euro, das ist eine Steigerung von 170 %! Die Inflation ist in der gleichen Zeit aber nur um rund 30 % gestiegen! Was ist mit den restlichen 140 %? Wo kommt dieser hohe Rest her? Muss man in diesem Falle den Familien mit Kindern, die in Oberharmersbach Urlaub machen, 2,50 Euro durch den „Vespertaler“ schenken? Muss man den Touristen freien Eintritt in die Freibäder gewähren? Meine Gäste sind übrigens darüber immer sehr überrascht, da bei ihnen die Freibäder wegen der hohen Defizite geschlossen werden! Warum gehen die Übernachtungen zurück, trotz dieser Vergünstigungen?
Sollte man vielleicht nicht auch einmal die Situationen der vielen Tourist-Informationsstellen in einer kleinen Ferienregion, wie der unseren, überdenken? Ist es nicht auch möglich Personal zu sparen, z. B. das teure Online-Reservierungssystem voll ausnutzt, indem die Meldescheine per online registriert werden? Interessant wäre auch eine detaillierte Aufstellung der Ausgaben des Fremdenverkehrs!
Nur ein paar Ideen und Gedanken von einer Gastronomin die vom Tourismus lebt und die nur darauf Aufmerksam machen möchte, dass die Inflationsrate der kleinste Teil ist vom hohen Defizit des Fremdenverkehrs in Oberharmersbach.
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